20. Februar 2023

(Nach einer wahren Geschichte von Edgar Allen Dough. Und mir.)

Mitternacht umgab mich schaurig,
als ich einsam, trüb und traurig,
sinnend saß vor diesem Laib,
den als Geschenk der Ofen ausgebar,
nun nicht mehr halb so wunderbar.

Ob seitlich aufgerissen, Salz vergessen, Sauerteig nicht fit genug, übergar oder einfach nur sonst irgendwie hässlich: Kennt ihr auch das Problem, dass Brote, die ihr für jemand Anderen als liebgemeintes selbstgemachtes Geschenk backt, ständig schlechter werden als die Brote, die überhaupt absolut keinen interessieren? (Das sind übrigens die Brote, die ihr eurer Familie zum Frühstück/Mittag/Abendbrot serviert)

Ich komme langsam zu der Einsicht, dass dahinter ein Fluch stecken muss. Mindestens so alt wie die Pyramiden und die ersten vertrockneten Sauerteigreste der alten Ägypter.
Es war nämlich ziemlich sicher auch ein harter Kampf, den aus Versehen in der Sonne vergessenen, vergorsauerten Breipamps, der über dem Feuer plötzlich gleichzeitig fest und flauschig wurde, als essbare Alternative zum vorherrschenden flachen Keksmodell attraktiv zu verkaufen. Osiris is not amused.

Da stehe ich also, in meiner mitternächtlichen Einsamkeit, allein mit einem Brot und dessen krustiger Schaurigkeit. Eine löchrige Fratze verhöhnt mich und meine hobbybackende Zunft. Vielleicht ist es nur ein Wechsellaib und mein echtes Brot ist total geil geworden und liegt morgen bei einem örtlichen Bäcker in der Auslage? Wer weis welches schamanische Level Industriebackmittel mittlerweile haben. Ich höre ein leise okkultes “Siehste, darum soll man Hefeteig beim Gehen bloß nicht angucken”. Und mittlerweile habe ich sogar ein Glücksshirt zum Backen.

Übrigens habe ich auch mal probiert, das zu verschenkende Brot am gleichen Tag nochmal zu backen. Aus Wut. Das hat aber auch nicht funktioniert und am Ende hatte ich nur mehr Puls als Teigausbeute und 2 statt einem schrecklichen Brot.

So könnte ich zu der Einsicht kommen, dass Zeit und Selbstüberschätzung das elementare Problem allen Übels ist. Vielleicht auch unzureichende Kaffeezufuhr beim Denken, Schreiben, Kneten.
(Aber im Grunde natürlich der bereits erwähnte Fluch)
Eigentlich hat man sowieso keine Zeit zu Backen, dann eine Minute zu wenig Teigliebe hier, ein Paar Stunden zu wenig Sauerteigromantik da und eine Backstube, die morgens ungefähr so kalt ist wie das Eisloch, in dem derjenige seine ryba angelt, der uns das mit dem Gas eingebrockt hat. Man versucht es trotzdem immer wieder und möchte dann natürlich auch möglichst kreative eigene Rezepte aus dem Ärmel schütteln. Nachbacken kann ja jeder.

Und da liegt das Problem. Vielleicht sollte ich mir also schwören, mit mehr Demut und Ruhe an verschenkte Brote zu gehen und im Zweifelsfall sogar nach ganz einfachen Grundrezepten zu backen.
Vielleicht sollte ich mit den Kids aber auch einfach nicht mehr so viel Bibi Blocksberg hören – die Antwort kennt nur der Teig.